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Grenzüberschreitende Eheschließungen in Schweden und der Einfluss der EU

Expansion der Partnermärkte

Nicht nur die Öffnung der EU-Grenzen hat zu einer Ausweitung der Partnermärkte in Schweden geführt, sondern auch die Globalisierung, eine allgemeine Zunahme der Vielfalt sowie eine wachsenden Anzahl an Schweden, die im Ausland reisen, arbeiten oder studieren, haben dabei eine Rolle gespielt. Karen Haandrikman von der Universität Stockholm arbeitete über die komplexen Muster der Partnerwahl in Schweden und versuchte diese zu erklären. Sie untersuchte auch, ob es einen „EU-Effekt“ gibt bzw. welche Rolle die EU-Erweiterung spielt.  
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Matrimonios transfronterizos en Suecia
Copyright: paulmz 

Nicht nur die Öffnung der EU-Grenzen hat zu einer Ausweitung der Partnermärkte in Schweden geführt, sondern auch die Globalisierung, eine allgemeine Zunahme der Vielfalt sowie eine wachsenden Anzahl an Schweden, die im Ausland reisen, arbeiten oder studieren, haben dabei eine Rolle gespielt. Karen Haandrikman von der Universität Stockholm arbeitete über die komplexen Muster der Partnerwahl in Schweden und versuchte diese zu erklären. Sie untersuchte auch, ob es einen „EU-Effekt“ gibt bzw. welche Rolle die EU-Erweiterung spielt.


 


Untersuchung des Partnerwahlmusters


Haandrikman untersuchte die Merkmale von Schweden, die zwischen 1990 und 2008 ausländische Partner geheiratet haben, wobei ein besonderes Augenmerk auf dem Vergleich zwischen Schweden liegt, die EU-Partner gewählt haben und solchen, die Partner von außerhalb der EU geheiratet haben. Zusätzlich verglich sie Einheimische, deren Eltern in Schweden geboren wurden, mit Schweden, deren Eltern aus dem Ausland stammen, um so auch den möglichen Einfluss im Ausland geborener Eltern auf die Partnerwahl zu berücksichtigen. Als Datengrundlage konnte sie auf schwedische Bevölkerungsregister zurückgreifen.


 


Hochgradig geschlechtsspezifisch


Sie stellte fest, dass der Prozentsatz binationaler Eheschließungen in Schweden in den letzten Jahren angestiegen ist. Die gilt vor allem für schwedische Männer sowie für Schweden der zweiten Generation. Das auffälligste Ergebnis ist, dass Männer zunehmend häufiger binationale Ehen eingehen als Frauen. Für einheimische Männer hat sich der Prozentsatz binationaler Eheschließungen von 8 % im Jahr 1991 auf 16 % im Jahr 2008 erhöht. Für einheimische Frauen stieg dieser Anteil dagegen im selben Zeitraum nur von 8 % auf 9 % (Tabelle 1). Dieser Anstieg beruht vor allem auf einer Zunahme der Eheschließungen mit Partnern, die von außerhalb der EU kommen, während der Anteil binationaler Eheschließungen mit Partnern aus anderen EU-Ländern konstant blieb.


Abbildung 1: Prozentanteile binationaler Ehen an allen Ehen nach Geschlecht, 1991-2008


 


Woher stammen sie?


Was die Herkunftsstaaten der ausgewählten Partner betrifft, gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Interessanterweise scheint geografische Nähe für Frauen deutlich wichtiger zu sein als für Männer. Schwedische Frauen heiraten überwiegend finnische Männer, während thailändische Frauen bei schwedischen Männern besonders beliebt sind. Bei den Männern haben sich die beliebtesten Herkunftsländer für ausländische Ehefrauen seit Anfang der 1990er Jahre stark geändert, wohingegen sie bei den Frauen stabil blieben. Schwedische Männer wählten in erster Linie Frauen aus europäischen und amerikanischen Ländern, wobei die drei beliebtesten Länder in Skandinavien lagen. Ab 2002 wurden Heiraten mit osteuropäischen und asiatischen Frauen zunehmend häufiger, wobei der Anteil thailändischer Ehefrauen sogar den Anteil finnischer Ehefrauen überholte. Ganz anders sieht es bei den schwedischen Frauen aus. Finnland war und ist das häufigste Herkunftsland ausländischer Ehemänner in Schweden. Schwedische Frauen haben insgesamt stets westliche Ehemänner bevorzugt, insbesondere nordische, britische und amerikanische Partner, und sie tun das weiterhin.


 


Die zweite Generation


Bei der Betrachtung von Schweden, deren Eltern Migranten sind, stellte Haandrikman fest, dass seit 1996 Männer aus der zweiten Generation zunehmend jugoslawische und türkische Frauen heiraten. Zu jener Zeit wurde diese Migrantengruppen in Schweden größer. Doch abgesehen davon, zeigen Männer mit mindestens einem Elternteil aus einem der oben genannten Länder dasselbe Heiratsmuster wie einheimische Schweden – und bevorzugen thailändische Frauen.


Anders verhält es sich bei den Frauen der zweiten Generation. Auch sie heiraten finnische Männer, aber die meisten Ehemänner kamen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Auch wenn Ihre Eltern vor Jahren nach Schweden eingewandert sind und obwohl sie in Schweden geboren wurden, bevorzugen sie Partner aus den Heimatländern ihrer Eltern.


 


Kein EU-Effekt


Die Studie von Haandrikman schließt eine Forschungslücke, indem sie die Neigung von Schweden zur Eheschließung mit ausländischen Partnern untersucht. Vermehrtes Reisen, Leben im Ausland, transnationale Netzwerke, die Nutzung des Internets und eine zunehmend vielfältige Zuwandererpopulation haben die Möglichkeiten, einen Partner aus dem Ausland kennzulernen, vergrößert. Aus diesem Grund hat sich in Schweden innerhalb von 20 Jahren die Wahrscheinlichkeit, einen ausländischen Partner zu heiraten, für einheimische Frauen verdoppelt und für einheimische Männer nahezu vervierfacht.


Fragt man jedoch nach einem EU-Effekt, fällt die Antwort tendenziell negativ aus. Die Daten belegen nicht, dass Schwedens EU-Beitritt zu mehr „Euroheiraten“ geführt hat. Wie sich der Trend zur Heirat von Partnern aus Mittel- und Osteuropa ohne die EU-Erweiterung entwickelt hätte, lässt sich nicht sagen.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Robles, Isabel (2014): Cross-Border Marriages In Sweden: The expansion of partner markets and the influence of the EU. PopDigest 45. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/cross-border-marriages-sweden. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.