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Potenzielle Jobkiller

Wie Kinder das Risiko von Eltern für Doppelarbeitslosigkeit beeinflussen

In den meisten europäischen Staaten geben der wachsende Anteil an Kindern, die unterhalb der Armutsgrenze leben, Anlass zur Besorgnis. Besonders hoch ist das Risiko für Einelternfamilien und für Familien, bei denen beide Eltern arbeitslos sind. Über den umgekehrten Zusammenhang ist jedoch wenig bekannt: Erhöht das Vorhandensein von Kindern das Risiko, dass keiner der Partner erwerbstätig ist? In seiner Studie untersucht Juho Härkönen diese Frage mit einem besonderen Blick auf die Auswirkungen vonPolitikmaßnahmen.
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Potenciales destructores de empleo
Copyright: Mr. Nico / photocase.com

In den meisten europäischen Staaten geben der wachsende Anteil an Kindern, die unterhalb der Armutsgrenze leben, Anlass zur Besorgnis. Besonders hoch ist das Risiko für Einelternfamilien und für Familien, bei denen beide Eltern arbeitslos sind. Über den umgekehrten Zusammenhang ist jedoch wenig bekannt: Erhöht das Vorhandensein von Kindern das Risiko, dass keiner der Partner erwerbstätig ist? In seiner Studie untersucht Juho Härkönen diese Frage mit einem besonderen Blick auf die Auswirkungen vonPolitikmaßnahmen.


Unter Verwendung von Daten aus dem Haushaltpanel der Europäischen Gemeinschaft (ECHP) 2003 vergleicht Härkönen die Situation in neun europäischen Staaten: Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Österreich, Portugal, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Den Ergebnissen zufolge ist der Anteil an Paaren ohne Beschäftigung in Irland und Spanien besonders hoch. In allen Staaten sind mehr Paare mit Kindern von Doppelarbeitslosigkeit betroffen als Paare ohne Kinder.


Die signifikantesten Unterschiede zwischen beiden Gruppen wurden im VK und in Irland festgestellt, während sie in Finnland, Frankreich und Österreich nur geringfügig waren. In allen Staaten außer Belgien und Irland war der Prozentsatz für Familien mit Kindern unter drei Jahren besonders groß (siehe Abbildung 1).


 



Abbildung 1: Vergleich der Doppelarbeitslosigkeit auf Ebene der Staaten


 


Auch hinsichtlich der Dauer dieser kindbedingten Arbeitslosigkeitszeiten waren zwischen den Staaten signifikante Unterschiede vorhanden: Während sich in Finnland und Frankreich das Risiko mit dem Älterwerden des Kindes relativ schnell verringert, geschieht das im Vereinigten Königreich langsamer und in Irland beinahe gar nicht.


Die Kinderzahl einer Familie ist den Ergebnissen zufolge nur in Finnland, Frankreich, Irland, Portugal und dem Vereinigten Königreich von Bedeutung. Mit dem Vorhandensein weiterer Kinder stieg dort die Rate für Doppelarbeitslosigkeit und dies besonders im Vereinigten Königreich und in Irland. Das Vorhandensein von drei oder mehr Kindern führt in beiden Staaten zu einer Zahl, die doppelt so hoch ist verglichen mit Paaren mit nur einem Kind.


 


Geschlechterspezifische Arbeitsmuster


Im Rahmen der Studie wurden auch die Arbeitsmuster von Paaren im zeitlichen Zusammenhang um die Geburt eingehender erforscht. Erwartungsgemäß zeigt sich ein hohes Maß an geschlechterspezifischen Unterschieden. Während sich die meisten Arbeitsmuster von Männern kaum änderten, begann der Anteil erwerbstätiger Frauen etwa mit Beginn der Schwangerschaft abzunehmen und erreichte direkt nach der Geburt sein Minimum. Doch in den meisten Staaten waren der Studie zufolge Frauen, die 12 Monate vor der Geburt erwerbstätig waren, auch 12 Monate danach wieder erwerbstätig. Die große Ausnahme in diesem Zusammenhang waren Finnland und Österreich. In Finnland waren 12 Monate vor der Geburt rund 60 % der Frauen erwerbstätig und der Prozentsatz fiel auf knapp über 40 %, als das Kind 1 Jahr alt war. In Österreich war der Rückgang sogar noch stärker: von etwa 60 % auf unter 20 %.


 


Nicht einfach mit der Politik in Verbindung zu bringen


Harkönen untersucht die zwischen den Staaten festgestellten Unterschiede werden unter dem Aspekt politischer Unterschiede weiter. Er entwickelt dazu einen Index, in dessen Fokus neben finanzieller Unterstützung für Familien mit Kindern, öffentlicher Unterstützung für berufstätige Mütter und Beschäftigungsschutz auch die Frage steht, in welchem Umfang Sozialleistungen von einer Bedürftigkeitsprüfung abhängig sind (siehe Tabelle 1).


 



Tabelle 1: Kombinierter Index der Kennziffern zu einschlägigen politischen Maßnahmen


 


Setzt man diese Indikatoren mit dem Ausmaß der Doppelarbeitslosigkeit in Beziehung, ergibt sich ein durchmischtes Bild. Ein hohes Maß an Unterstützung der Erwerbstätigkeit von Müttern (wie in Finnland, Frankreich und Belgien) geht mit relativ niedrigen Arbeitslosenzahlen für beide Partner einher. Die Ausnahme ist Portugal, das in der Stichprobe den niedrigsten Wert für Doppelarbeitslosigkeit aufweist, ohne einen besonders hohen Wert bezüglich der Unterstützungsleistungen für Mütter zu erreichen. Dort liegt allerdings der Beschäftigungsschutzindex am höchsten, während gleichzeitig die finanziellen Unterstützungsleistungen für Familien mit Kindern sehr gering sind.


Irland und das Vereinigte Königreich sind erneut die beiden Staaten, in denen das Vorhandensein von Kindern die gravierendsten Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote beider Partner hatte. In puncto Sozialleistungen sind beide Staaten durch ein hohes Maß an Bedürftigkeitsprüfungen gekennzeichnet. Das wird häufig als negativer Anreiz für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gesehen. Härkönen verweist aber darauf, dass es in beiden Staaten auch nur in sehr geringem Umfang Beschäftigungsschutz für Eltern gibt und wenig Unterstützung für erwerbstätige Mütter, was seinen Ergebnissen zufolge bedeutsamer ist.


Der Autor weist ferner darauf hin, dass Bedürftigkeitsprüfungen und Beschäftigungsschutz einander widersprechende Auswirkungen haben könnten: Sie vermindern zwar den unmittelbaren Einfluss von Kindern auf die Doppelarbeitslosigkeit, scheinen aber die Rückkehr in die Erwerbstätigkeit zu verlangsamen, wenn die Kinder älter werden. Laut dieser Studie besteht kein direkter Zusammenhang zwischen politischen Maßnahmen und dem Risiko für beide Eltern, arbeitslos zu werden. Doch die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik in einem Staat hat Einfluss auf die Auswirkungen, die das Alter und die Anzahl der Kinder haben.


 


 


Please note that only the English version is citable as this is the version that has been approved by the author(s). Please cite the PopDigest as: Matthiesen, Sigrun (2012): Potential Job Killers: How children influence parents' risk of both facing unemployment. PopDigest 31. Berlin: Population Europe. Available at: http://population-europe.eu/pop-digest/potential-job-killers. (Date of Access)


This Population Digest has been published with financial support from the Progress Programme of the European Union in the framework of the project “Supporting a Partnership for Enhancing Europe’s Capacity to Tackle Demographic and Societal Change”.